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29. März 2024

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Lageplan Lageplan, Wilmersdorfer Waldfriedhof Berlin-Stahnsdorf

Rekonstruiertes Grabkreuz Rekonstruiertes Grabkreuz
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Wilmersdorfer Waldfriedhof Stahnsdorf

Zu Beginn des 20.Jahrhunderts entstand bei den Kirchgemeinden im südlichen Teil Berlins ein Bedarf an neuem Begräbnisland. Für die Gemeinden sollte ein zentraler Friedhof an der Peripherie der Stadt, im Südwesten, geschaffen werden.
1902 wurde das Gelände bei Stahnsdorf in der Größe von etwa 150 Hektar Kiefern-Bauernwald angekauft und bald darauf nach Plänen von Erwin Barth mit der Errichtung des Friedhofes begonnen.

Dabei kam es zu einer Aufteilung des Friedhofes in einzelne Blöcke, die den einzelnen Kirchengemeinden zugeteilt wurden (siehe Lageplan).
Die Großstruktur des Friedhofes blieb dennoch erhalten. Die gesamte Anlage, insbesondere die Wegführung wurde streng geometrisch ausgerichtet. Den Charakter eines Waldfriedhofs erhielt die Begräbnisstätte somit lediglich durch die gärtnerische Gestaltung nach Plänen des Garteningenieurs Louis Meyer.
Bereits am 28. März 1909 konnte der Friedhof eröffnet werden.

In der Zeit des zweiten Weltkrieges entstanden in der Anlage Soldaten- und Massengräber in denen zirka 100 Bombenopfer begraben wurden. Durch die politische Teilung und schließlich den Mauerbau im Jahre 1961 verlor der Friedhof seine eigentliche Bedeutung und Funktion als Zentralfriedhof, da er von seinem ursprünglichen Einzugsgebiet abgeschnitten wurde. Während dieser Zeit wurde der Friedhof weiterhin vom Bezirksamt Wilmersdorf verwaltet; Bestattungen fanden allerdings nur noch selten statt.

Infrastruktur, Hochbauten und Grabmäler verfielen zusehends.
Durch die Verwilderung waren weite Teile der einstigen Gartengestaltung nur noch rudimentär erhalten. Seit der Wiedervereinigung Deutschlands 1989 sind Bestattungen wieder uneingeschränkt möglich.


Die Anlage gehört zu den bedeutendsten Berliner Friedhöfen und besitzt kultur- und kunstgeschichtlich einen überregionalen Stellenwert. Des Weiteren zählt sie zu den größten Friedhöfen in Deutschland. Seine kunstgeschichtliche Bedeutung ergibt sich vor allem durch die Arbeiten der dort seinerzeit tätigen Architekten und Bildhauer, unter ihnen Franz Seeck, Alfred Grenander, Max Taut und Hugo Lederer. Kulturgeschichtliche Geltung erlangte er insbesondere durch die dort bestatteten Persönlichkeiten, zu denen Lovis Corinth, Theodor Fontanes gleichnamiger Sohn (†1933), Louis Ullstein, Gustav Langenscheidt und Werner von Siemens gehören, um nur einige zu nennen.

Seit einigen Jahren wird versucht, dem Verfallsprozess des Fried­hofes mit öffentlichen Geldern entgegen zu wirken. In diesem Zu­sammen­hang wurde die große Holzkapelle, die nach dem Vorbild der norwegischen Stabkirchen von 1908 -1911 erbaut wurde, restauriert.


Die nachfolgend beschriebene Restaurierung der Grabmale ist ein weiterer wichtiger Schritt, um Besuchern und Angehörigen der hier Bestatteten das einzigartige Gelände näher zu bringen.


Beschreibung der Grabkreuze

Es handelt sich bei den Objekten um hölzerne Grabkreuze, die aus Eichenholz hergestellt wurden. Anhand der Kreuzinschriften ist zu erkennen, dass die Kreuze etwa in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts gefertigt wurden.

Sie haben einen unterschiedlichen Aufbau, und obwohl sie zu verschiedenen Zeiten erbaut wurden, hatten alle Kreuze ursprünglich dieselbe Oberflächenbehandlung: Das Rathgenforschungslabor, vertreten durch Dr. Achim Unger, konnte bei einer Analyse von fünf verschiedenen Kreuzproben feststellen, dass die untersuchten Kreuze ursprünglich mit einem Leinölfirnis behandelt wurden. (In unserer Dokumentation folgt an dieser Stelle eine ausführliche Beschreibung der von uns restaurierten Grabkreuze.)

Zustandsbeschreibung

Alle Kreuze weisen bei näherer Untersuchung Schädigungen an der Holzsubstanz auf. Diese zeigten sich in folgenden Schadensbildern: Schwund und Schwundrisse, welche die Verbindungen gelockert haben Fehlstellen durch Verwitterung, Würfelbrüche durch Moderfäule (Destruktionsfäule) und Befall von tierischen und pflanzlichen Holzschädlingen. Durch die Reaktion des verwendeten Eisens (Verankerungen und Schrauben) mit der in der Eiche enthaltenen Gerbsäure wiesen die Hölzer partiell schwarze Verfärbungen auf. Die Schrift war teilweise stark beschädigt, sowohl die Schnitzereien als auch die aufgetragenen Mixtionen.

Restaurierungskonzepte

Ziel der Restaurierung war es, die über Jahrzehnte hinweg entstandenen Verwitterungs- und Konstruktionsschäden zu beseitigen bzw. weitestgehend einzugrenzen und soweit wie möglich historische Holzsubstanz zu erhalten.

Um die Grabkreuze fachgerecht zu restaurierten, zu konservieren und zu rekonstruieren, war eine Bearbeitung vor Ort nicht möglich. Deshalb mussten die Grabkreuze ausgebaut bzw. ausgegraben und in die Werkstatt transportiert werden. 4.1 Konservierungskonzept Grabkreuze Ott, Hühne, Wogas, Maser Da bei den o.g. Kreuzen die Beschädigung durch Verwitterung und Insektenbefall zu stark fortgeschritten war, musste von der Restaurierung abgesehen werden. In Abstimmung mit dem Auftraggeber (Architekt) wurde beschlossen, dass zunächst die originalen Kreuze gereinigt, konserviert bzw. gefestigt werden sollten. Anschließend sollten Rekonstruktionen von ihnen angefertigt werden.

Bei der Rekonstruktion sollte der Farbton des neuen Eichenholzes mit Hilfe von Salmiak der Farbigkeit der alten Kreuze angeglichen werden. Die originalen Holzkreuze sollen später im Innenraum aufgestellt werden, um sie vor weiterer Verwitterung zu schützen. Die Rekonstruktionen werden an den originalen Grabstellen aufgestellt.

Restaurierungskonzept der Hauschild Grabkreuze

Für die Kreuzgruppe Hauschild wurde eine Restaurierung angestrebt. Hier war der Verwitterungsprozess noch nicht so schwerwiegend wie bei den unter Punkt 4.1. genannten kreuzen vorangeschritten. Somit war eine spätere Aufstellung der Holzkreuze nach ausführlicher Bearbeitung bzw. Restaurierung im Außenbereich möglich.

Vor Beginn der Restaurierungsarbeiten sollten die Kreuze gründlich gereinigt werden, da sich im Laufe der Jahrzehnte Wasserschäden (Algen, teilweise Moosbelag) und Schmutz festgesetzt hatten.

Die Kreuze standen nicht wie die anderen zu bearbeitenden Grabkreuze mit dem Stiel im Boden, sondern waren mit Metallverankerungen auf einem Granitsockel befestigt. Da der Abstand zum Stein zu gering und damit eine permanente Luftzirkulation nicht gewährleistet war, wiesen die Stümpfe starke Schädigungen (Würfelbrüche, Risse etc.) auf. Die beschädigten Teile wurden entfernt und mussten durch eine Anschuhung auf die Originallänge gebracht werden.

Außerdem sollten die Hirnholzabdeckungen ausgewechselt werden, da sie keinen ausreichenden Schutz vor eindringender Feuchtigkeit mehr boten. Ebenso sollten breite Risse, die die Statik des Kreuzes in irgendeiner Weise hätten beeinträchtigen können, mit einzuleimenden Passstücken aus Eichenholz geschlossen werden. Unsachgemäße frühere Reparaturen sollten beseitigt, ausgebessert und der Originalzustand weitestgehend wieder hergestellt werden.

Grabkreuz Hilger

Das Grabkreuz Hilger wurde ebenfalls als Restaurierungsobjekt ausgeschrieben. Nach der Demontage und Trocknung musste jedoch festgestellt werden, dass die Originalsubstanz nur noch in einem sehr geringen Maße zur Restaurierung zu verwenden ist. Da ein Großteil der Grabkreuzteile hätte ausgetauscht werden müssen, wurden zwei Möglichkeiten zur Bearbeitung in Erwägung gezogen: Neubau der hinteren Bauteile und Verwendung der noch intakten Grabkreuzteile (Neubau und Restaurierung), so dass ein Aufstellen des Kreuzes im Außenbereich ermöglicht wird. Eine komplette Rekonstruktion des Kreuzes und eine Konservierung der alten Fragmente zur Einlagerung bzw. Aufstellung im Innenbereich. Nach Absprache mit dem Auftraggeber entschied man sich für eine Rekonstruktion des Grabkreuzes und Konservierung der Originalsubstanz.

Durchgeführte Arbeiten

Sämtliche durchgeführten Arbeiten wurden in dauernder Absprache mit dem Auftraggeber (Architekt) ausgeführt und umgesetzt.

Demontage

Alle ausgeschriebenen Grabkreuze wurden ausgegraben, demontiert und seit Mitte Oktober in der Restaurierungswerkstatt bei zirka 20 Grad und geringer Luftfeuchtigkeit gelagert.

Reinigung

Gereinigt wurde mit einem Gemisch bestehend aus Alkohol und Essig (ca. 20:1) unter Verwendung von Schleiffließ und Bürsten. Die Schnitzarbeiten und die vorgefundenen Mixtionen der Grabkreuze wurden erst mit Bürsten (PVC) und danach vorsichtig mit Wasser und Ethanol gereinigt.

Restaurierung (Hauschild-Gruppe)

Konservierung der Grabkreuze

Nach Abschluss des Reinigungsprozesses an den original-Fragmenten wurde ein Leinöl-Balsamterpentinöl-Gemisch, Mischungsverhältnis 1:1, im Wasserbad auf 40 Grad erhitzt und mehrfach vollflächig aufgetragen. Durch das Ölgemisch, das besonders gut in den Untergrund eindringt und die Holzporen auskleidet, wurde das Eindringen von Feuchtigkeit erschwert.

Bei den im Innenraum aufgestellten Kreuzen wurde danach eine Leimtränkung vorgenommen, um den Würfelbruch zu festigen und zu stabilisieren. Dabei wurde wasserlöslicher, reversibler Hasenleim verwendet. Zur Vorbeugung späteren Insektenbefalls wurde dem Leim ein sehr geringer Anteil Bohrsäure zugesetzt. Der Auftrag erfolgte mehrfach.

Rekonstruktion

Den zugeschnittenen Eichenhölzern wurde mittels Salmiakrauch ein dunkler Farbton, dem Originalton angepasst, verliehen. Im Vorfeld wurden dazu verschiedene Versuchsreihen durchgeführt, um festzustellen, mit welcher Technik (direkter Pinselauftrag des Salmiakgeistes oder Liegen des Holzes im Rauch) und in welchem Zeitraum (je länger, desto dunkler das Holz) die besten Ergebnisse erzielt werden können. Anschließend wurden die Hölzer mit einem warmen Leinöl-Balsamterpentinöl-Gemisch eingestrichen um die Verfärbung dem Endzustand anzupassen.

Oberflächenbehandlung

Die restaurierten Hauschild-Grabkreuze wurden erst mit einer Mischung bestehend aus Leinöl und Balsamterpentinöl vollflächig getränkt. Nach der vollständigen Trocknung erhielt das holz einen anstrich aus einem Hartöl-Leinöl-Balsamterpintinöl-Gemisch (0.25:0,5:0,25), um besser vor den Witterungsbedingungen geschützt zu sein.

Bei den zur Konservierung ausgeschriebenen Kreuzen (Ott, Hühne, Wogas, Maser und Hilger) wurde eine Leinöl-Balsamterpentinöl-Mischung (1:1) auf max. 40 Grad im Wasserbad erhitzt und vollflächig aufgetragen. Der Vorgang wurde mehrmals wiederholt.

Bis zur vollständigen Trocknung dauerte es ca. 2 Tage. Danach erfolgte eine Leimtränke (Glutleim-Wasser-Bohrsäure), die auf 60 Grad im Wasserbad erwärmt und speziell an den Würfelbruchstellen satt aufgetragen wurde, um eine Festigkeit dieser Stellen zu gewährleisten. Der entstandene Glanz wurde mit Schleiffließ abgenommen.

Den rekonstruierten Kreuzen wurde erst durch einen Räuchervorgang unter Verwendung von Salmiakgeist (siehe 5.5) der gewünschte Farbton verliehen. Danach erfolgte ein zweifacher Leinöl-Balsamterpentinöl-Auftrag (Mischung 1:1). Nach der Trocknung wurde eine Hartöl-Leinöl-Balsamterpintinöl-Mischung (siehe oben) aufgebracht.

Zusätzlicher provisorischer Auftrag

Zu dem Auftrag der Restaurierung, Konservierung und Rekonstruktion der bisher erwähnten sechs Holzkreuze kam später noch der Auftrag dazu, acht weitere Holzkreuze vor Ort zu bearbeiten.

Zunächst wurden die Kreuze geborgen und mit Messing- bzw. PVC-Bürsten trocken gereinigt. Danach erhielten die Grabkreuze zwei Leinölfirnis-Anstriche. Da die Kreuze keinen festen Stand im Boden mehr hatten bzw. liegend vorgefunden wurden, wurde in Absprache mit dem Auftraggeber beschlossen, die Kreuze provisorisch mit Eisenträgern, die auf der Rückseite der Kreuze angeschraubt wurden, im Boden zu befestigen und an dem jeweiligen Platz aufzustellen.


Aktualisiert im September 2014

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